Dorfkirche Wuthenow

Wuthenow

Rund um den Ruppiner See findet man leider nur wenig Zeugnisse des in Neuruppin geborenen preußischen Baumeisters Karl-Friedrich Schinkel. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die auf einer Anhöhe gelegene klassizistische Dorfkirche in Wuthenow.

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Sie wurde nach einem Entwurf der Oberbaudeputation in Berlin, deren Direktor Karl-Friedrich Schinkel war, in der Zeit vom 2. Mai 1836 bis zum 4. November 1837 fertiggestellt unter der Bauleitung von Baukondukteur Friedrich Wilhelm Eduard Jacobi. Inzwischen gilt als ziemlich gesichert, dass der Entwurf der Kirche als klassizistischer Putzbau von Karl-Friedrich Schinkel selbst stammt.
Ein Turm war mangels Geldes nicht geplant; dagegen aber opponierte der damalige Landrat Friedrich von Ziethen so lange, bis die preußische Regierung das Geld für den Bau des Turms bewilligte. Die auf einer leichten Anhöhe gelegene Kirche prägt nicht nur das Ortsbild, sondern auch die anmutige Atmosphäre der näheren Umgebung.
Im hellen Kircheninnenraum lässt sich in der Anordnung von Altar, Taufe und Kanzel das Verständnis Schinkels nachempfinden, dass Predigt, Liturgie und Sakrament gleichgewichtig sind.
Darüber hinaus fallen drei Ölgemälde ins Auge; darunter ist eines ganz besonders bemerkenswert: das von Heinrich Krüger 1694 auf Leinwand gemalte „Prospectus Ruppinensis ac Wuthenowiensis“. Es zeigt die Fahrt des Neuruppiner Pfarrers und Küsters in Begleitung Christi über den See nach Wuthenow. Das originelle Gemälde – Fontane erwähnt es im ersten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ mit ein paar ironisch-launischen Anmerkungen (Text in einem Extra-Kasten) – zeigt eine der ältesten erhaltenen Stadtansichten von Neuruppin vor dem verheerenden Brand von 1787.

“Unsere Dorfkirche ist mir heilig!

Verträgt dieses historische Erbe Solarzellen auf dem Kirchendach?
Für die einen ist es eine Verschandelung der Kirchenansicht. Für andere ist es konsequentes schöpfungsbewahrendes Handeln.

Solarzellen auf dem Kirchendach?

In diesem Dorf haben sich Menschen ganz deutlich positioniert

YouTube-Kirche-Wuthenow
Stimmen aus Wuthenow:

Bei einer öffentlichen Gesprächsrunde in Wuthenow zum Thema

„Unsere Dorfkirche ist mir heilig! Verträgt sich das historische Erbe mit Solarzellen auf dem Kirchendach?“  nahmen nur Menschen teil, die die Frage für sich mit einem deutlichen Ja beantworteten. Die Argumente dafür waren vielfältig:

 

  • Rentnerin
    Wir müssen die Jugendlichen von Fridays For Future ernst nehmen und ihnen eine Welt hinterlassen, in der sie gut leben können. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen um das Klimaziel zu erreichen.
  • Lehrerin
    Kirchen sind nicht in erster Linie Museen, sondern Gemeinderäume in denen Begegnung stattfindet. Der Schutz des Baudenkmals sollte nicht Priorität vor dem Leben in der Kirche haben.
  • Geschäftsführung vom Verein ESTAruppin e.V.
    Schinkel war ein Mensch seiner Zeit. Durch die Jahrhunderte hat sich die Nutzung der Kirchen immer wieder geändert. Und auch unser ästhetisches Empfinden verändert sich. Wir gewöhnen uns an Windräder und Solaranlagen – auch auf Kirchendächern.
  • Landwirt
    Immer mehr Ackerland und andere landwirtschaftlichen Flächen werden für Solaranlagen genutzt. Das Land sollte aber für die Landwirtschaft erhalten bleiben. Dann lieber Solar auf jedes Kirchendach, da würde eine Menge Energie produziert werden können.
  • Pfarrerin
    Ich liebe unsere Schinkelkirche – licht und hell – und es ist mir wichtig, dass darin auch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche stattfinden. Sie erleben den Kirchenraum bei einem Segenskreis in diesem „heiligen“ Ort, aber auch beim Spielen und Toben. So verbinden sich Tradition und Moderne in der Gemeindearbeit. Genauso verbindet sich Tradition und Moderne wenn auf dem Kirchendach eine Solaranlage steht.
  • Vorsitzender des Ortskirchenrats
    Der Bedarf an Energie wächst in unserer Gesellschaft ständig. Um die Umstellung auf erneuerbare Energie zu schaffen, muss sich sehr vieles verändern. Wenn die Kirche sich diesen Veränderungen verwehrt, wird sie unglaubwürdig. Sie sollte vielmehr eine Vorbildrolle in der Gesellschaft einnehmen.
  • Rentner
    Die Schöpfung zu bewahren ist ein wichtiges Anliegen unseres christlichen Glaubens. Darum wollen wir als Christengemeinde grünen Strom. Und eine sichtbare Solaranlage verändert auch unser Bewusstsein – das sollten wir nutzen.
Gespräch Wuthenow

Unser nächstes Ziel: Die Kirche in Karwe

Von Wuthenow nach Karwe (6-8km)

Mit der Kirche im Rücken links halten. Am Ortsausgang von Wuthenow biegt Ihr vor dem Bahnübergang rechts ab nach Gnewikow. Ein gut ausgebauter Radweg führt entlang der Straße. Von Gnewikow über Seehof nach Karwe müsst Ihr auf der mäßig befahrenen Straße radeln.
Wer ein geländegängiges Fahrrad hat, kann in Wuthenow von der Kirche die Dorfstraße nach rechts fahren und biegt dann im spitzen Winkel nach links Richtung Friedhof ab, fährt dran vorbei, und kommt auf den Europäischen Fernwanderweg E10, der am See entlang nach Gnewikow führt. Er ist ein wenig länger, hat steile Passagen und schöne Aussichten.
In Karwe gibt es eine Einkehrmöglichkeit im Landhaus Kastanie mit schönem Biergarten. Es hat allerdings nur an den Wochenenden in den Sommermonaten geöffnet.